Zeit. Keine Zeit. Keuchend. Weiter.
Dauernd gibt es etwas zu tun, zu erledigen, zu kaufen. Jeder ist busy. „Termine, Termine!“ „Ich muss...ich muss...“. Time is money, also los! Los! Und wenn es zu viel wird? Es kann nicht zu viel werden! Man muss ganz einfach Prozesse optimieren, die Effektivität steigern, zeitmanagen, multitasken, Pausen verkürzen. Andere schaffen es ja auch! Oder?
Eine ganze Gesellschaft rast vor sich hin – aber geht es wirklich weiter oder immer nur im Kreis? Wie schnell kann, wie schnell muss der Mensch werden? Für 100 Meter braucht der schnellste Mann 9,69 Sekunden. Im Internet geht es in Echtzeit um die Welt. Doping ist nicht erlaubt. Und dann, immer öfter: Burnout. Depression. Therapie. Entzug. Wellnesoase. Nicht jeder kann der Schnellste sein. Wie lange können wir dieses Tempo halten?
Wo das Private beruflich wird, ist der Geschwindigkeitsangriff bereits im vollen Gange. Das Gehirn des Informationszeitalters muss immer schneller immer mehr verarbeiten, updaten, Sicherheitslücken schließen. Wo liegt die Grenze? Wie können wir sie überwinden? Mit biologischen Eingriffen? Drogen? Zeitmanagement - Kursen?
„Endstation Echtzeit“ ist Reaktion und Untersuchung, Ablehnung und Bejahung der Beschleunigung. Es ist ein spartenübergreifendes Experiment zwischen extremer Beschleunigung und totalem Stillstand, absoluter Spezialisierung und komplettem Multitasking. Die eigene Erfahrung wird zum Material, der Prozess zur Erfahrung.
Die Darsteller haben fünf Wochen Zeit. Jede Woche ein Showing. Die Arbeit wird transparent. Der Zeitdruck stetig erhöht. Das Thema wird Methode, Multitasking zum Prinzip. Wir schicken unsere Darsteller durch den Theater-Teilchenbeschleuniger um zu fragen: Was macht er mit uns, dieser Rasende Stillstand? Mit unseren Leben, Beziehungen, Körpern, mit unseren Stimmen, unseren Seelen, unserer Kunst?
yvette coetzee / wonderful catastrophe ist ein von Yvette Coetzee initiierter Zusammenschluss ansonsten unabhängig arbeitender Schauspieler, Tänzer, Puppenspieler, Musiker, Choreografen, Autoren und Regisseuren. Für „Endstation Echtzeit“ formiert sich dieser lockere Verbund erstmals um aus den Anziehungen, Abstoßungen, Verneinungen und zarten Liebesbegegnungen der verschiedenen Kunstformen untereinander Momente zu entwickeln, die zu einer neuen theatralen Sprache und Form kombiniert und verwoben werden.
Die Zeit ist knapp. Machen wir das Beste daraus.